Dieser "Jedermann" berührt doch jedermann
Samstag, 1. Januar 2000
Mit Georg Preuße in der Titelrolle eröffnen sich ganz neue Horizonte.
Die von Hofmannsthal geschaffenen Figuren sind nicht sonderlich differenziert. Sie artikulieren sich bisweilen agitatorisch in ältlich klingender Sprache. Wie diese spröden Knittelverse zu knacken sind, beweist allen voran Georg Preuße als Jedermann. Er gliedert den Text in manchmal kurzweilige, immer jedoch den Zuschauer berührende Passagen. Unterlegt von körperlicher Konzentration und Gewandtheit. Preuße kann nicht nur die Leichtfertigkeit und Arroganz eines in Reichtum Lebenden beglaubigen, sondern auch die Ängste und Seeleneinbrüche beim Erscheinen des Todes. Nach der Aufführung füllten Bravorufe und Jubelpfiffe die Kuppelhalle des Doms.
(Berliner Kurier)