Pressespiegel

Grosses Entertainment in Berlin

Donnerstag, 15. Oktober 1998

Ich bin hier...
Georg Preuße mit seiner neuen Show "Mary" in Berlin
Abend für Abend ist ihre Show ausverkauft, doch wenn man ganz großes Glück hat, bekommt man in letzter Minute doch noch eine Restkarte. Und dann darf man SIE im Berliner Theater am Kurfürstendamm mehr als drei Stunden genießen, die GRAND DAME der deutschen Travestiekunst MARY. Darf teilhaben an ihrem triumphalen Erfolg.
Wenn sie hereinrauscht mit einer sündhaft blonden Lockenpracht und einem nicht enden wollenden Silbermantel, der die ganze Bühne einzunehmen scheint, weiß man Sie ist hier ist in "ihrer Stadt". Und wenn sie ihre Gefühle in dem Song Berlin, Berlin auslebt, dann gibt sie ein Stück ihrer Lebensgeschichte preis. Eine Huldigung mit Herz und Schnauze, aber mit viel Gefühl auch in ihrer Conférence.
Und wenn sie als durch und durch selbstbewusste Frau allabendlich charmant und mit einem Touch Frivolität über Politiker, Schwule, Sex, Dummheit, Verklemmtheit, über das Älterwerden, über Kirche, Gott und die Welt plaudert und ihre Zuhörer zu wahren Lachstürmen provoziert, so zielt sie Minuten später ins Herz. Und trifft.
Eine Glanzleistung ihre Gebärdensprache, in einem Liebeslied an einen gehörlosen Mann "Einfach Du". Da kehrt sie Ihr Innerstes nach außen, da ist sie nur noch Gefühl, unendlich anrührend.
Und wenn sie in einem Logensessel über Katastrophen, Hunger, Krankheit, Krieg und die Gleichgültigkeit der Welt meditiert, oder Elend, Einsamkeit und Todesnähe auf einer Aidsstation im Lied durchlebt, ihre Schritte in Leere und Nichts verhallen, dann hat sie uns so weit, dass wir bereit sind wieder über Menschsein und Menschenliebe nachzudenken.
   
Blitz Szene (Silvia Schubert)